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Februar-Kalenderblatt: Fastnacht-Geschichten

Fastnacht-Geschichten

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von Joachim Größer (2012)

 

In diesem Februar-Kalenderblatt wird es um „Wasserschnecken“, um „Neidköpfe“ und „Huddelbätz“, um „Arschblecker“ und „Kiecheln“, ums „Fasselrad" und um den „Schwäbischen Gruß“ gehen. Sie kennen alle diese Wörter? Wirklich?! Sie sind ein echter uralter Odenwälder!!!

Aber zuerst klären wir, warum die einen zu ihrem närrischen Treiben Karneval und die anderen Fasenacht oder Faschenacht oder Faschenaach oder Fasnach oder  Fosnet oder … Na, Sie wissen schon … Fastnacht sagen! Wobei diese Fastnacht nicht nur der Faschingsdienstag ist!

Also - das ist eine Frage der geografischen Lage. Im nördlichen Deutschland wird Karneval (lat.: carne vale der Abschiedsruf "Fleisch lebe wohl") gefeiert und im südlichen die Fastnacht oder Fasenacht. Aber niemals wird der Kölner eine Fasenacht feiern und der Alemanne den Karneval - obwohl doch überall die Narretei regiert.

Tradition verpflichtet schließlich! Was wäre ein Kölner Karneval, wenn man die sogenannte Obrigkeit nicht verhohnepipeln würde? Zwar ist diese Tradition noch nicht so alt, wie das Feiern des Karnevals selbst, aber die Historie machte erst den „modernen“ Karneval. So haben die Kölner es nie verschmerzt, dass sie zwar unfreiwillig, aber letztendlich doch zu Preußen wurden (Wiener Kongress 1815). Mit dem Karneval rächten sich die katholischen Westfalen an den lutherischen Pruzzen und karikierten das preußische Soldatentum.

Und die Odenwälder? Die feiern heute, Katholiken, Protestanten und Atheisten einträchtig beieinander, in ihren Karnevals- oder Faschingsvereinen. Die Mörlenbacher z. B. nennen sich die „Wasserschnecken“ und haben sogar eine eigene Schnecken-Hymne. Sie zeigen mit diesem Namen „Wasserschnecken“, dass sie Gelächter und Spott nicht nur austeilen sondern auch selbst ertragen können. Geht doch der Name auf eine alte Sage zurück. So sollen die Mörlenbacher im Dreißigjährigen Krieg aus Angst vor den plündernden Söldnern ihre silbernen Glocken im Teiche nahe der Kirche versenkt haben. Und als man diese wertvollen Glocken später nicht mehr fand, weil die Wissenden von der Pestilenz dahingerafft worden waren, wollte man das Teichwasser abpumpen – aber wie? Ein Waldmichelbacher Schalk war den Mörlenbacher Bittstellern gern behilflich und gab den beiden Männern gut verschnürt in einem festen Sack eine neumodische Pumpe, eine „Wasserschneck“. Diese sollte das Wasser aus dem Teiche abziehen und die Mörlenbacher hätten ihre silbernen Glocken wieder. Es war eine mächtige Schinderei, den schweren Sack mit der „Wasserschneck“ wohlbehalten ins weit entfernte Mörlenbach zu bringen. Stolz öffneten die beiden den Sack, um den staunenden Versammelten die „Wasserschneck“ zu präsentieren. Jetzt würde man endlich auch den silbernen Gemeindeschatz sehen und heben können. Als allerdings die neugierigen Mörlenbacher Mitbürger die legendäre „Wasserschneck“ sehen wollten, erblickten ihre Augen einen wohlgeformten Stein.

Tcha - wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Dafür haben die Mörlenbacher noch heute ihre drei silbernen Glocken im Gemeinde-Wappen. Und wer hat das schon? Wer???

Übrigends das Wort „Fasching“ soll es schon seit dem 13. Jahrhundert geben (bei Wikipedia nachgeschaut: vaschanc und vaschang). Vaschang war der Fastenschank – es war der letzte Tag, an dem Alkohol vor der Fastenzeit ausgeschenkt wurde. So ließ man sich damals schon am Fastnachtstag „volllaufen“, und da man immer auf die Älteren hören soll, so hören auch heute die fröhlich Feiernden auf ihre Altvorderen und sauf’n.

Ja, ja, das Sprichwort „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!“ bestätigt die alte Volksweisheit: „Wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen!“

Ein Wort verwenden wir auch heute noch im täglichen Sprachgebrauch: faseln. Und das heißt laut Duden „törichtes Zeug reden“. Und wann redet man dummes, törichtes Zeug? Genau, wenn man zu viel „g‘soff’n“ hat. Und wann säuft man zu viel? Zur Fasenacht! Somit wäre auch eindeutig geklärt, dass „faseln“ etwas mit der Fastnacht zu tun hat.

Für die Jungen war die Fastnacht schon in grauer Vorzeit immer ein Spaß – auch ohne den flüssigen Freudenspender. So wurden Feuerräder von den Bergen gerollt. Man nannte es: „Das Fasselrad wird gesprengt!“ Gab es keine Feuerräder, wurden mächtige Holzstöße angezündet. So war die Fasnacht – das ist die „richtige“ Bezeichnung für die Odenwälder Fastnacht - zugleich auch ein Abschied von der dunklen, kalten Jahreszeit.  

Was garantiert nicht nur einige besonders schön gefunden haben mögen: Man schmierte sich gegenseitig mit Holzkohle schwarz und legte sich zum Schlafen ungewaschen ins weiße Linnen. Nun sagen Sie mal ehrlich, welches Kind würde das nicht schön finden?!

Im Mörlenbacher Heimatbuch findet man einen Fastnachtsspruch (Heischespruch), den die Kinder - der Junge war als Mädchen und das Mädchen als Junge verkleidet - vortrugen:

 

„Fasnacht, die Pann kracht,

die Kiechel sinn gebacke,

is e guri Fraa im Haus,

langt mer mol e Kiechel raus!

 

Bin en klaaner Fassebutz,

geb mer en Kiechel un en Schnutz!“

 

Wer ein echter Odenwälder ist, der kennt natürlich das Kiechel - dieses Ölgebäck, das anderswo Kräppel oder Kreppel oder Krapfen oder Kreppelchen oder Kräbbele oder … heißt.

Wenn vor fast 500 Jahren der Martin Luther nicht das Sächsische sondern den rhein-fränkischen Dialekt, das Odenwälderische, zur Grundlage seiner Bibelübersetzung gemacht hätte, dann würde heute im Hochdeutschen der Kräppel „Kiechel“ heißen.

Und wenn heute ein alter Ur-Odenwälder sich für einen Fremden verständlich ausdrücken will, dann „spricht er nach der Schrift!“ (Dank sei dem Martin Luther!)

Wie komme ich nun von der Sprache wieder zur Fasnacht? Ach ja, wir besuchen das Städtchen Buchen am östlichen Rand des Odenwaldes – mitten im Madonnenländchen. Dort, so vermeldet die Historie, soll ein gewisser Götz von Berlichingen im Bauernkrieg anno 1525 zum Hauptmann der gegen die Obrigkeit revoltierenden Bauern verpflichtet worden sein. Und das gegen den Willen dieses Herrn! Ob er da den „Schwäbischen Gruß“ gebrauchte? Goethe jedenfalls hat diesem Gruß ein literarisches Denkmal gesetzt. Und jeder, ob in Friesland oder bei den Bajuwaren, jeder weiß, was das heißt: „LmaA!“

Aber in Buchen wird heute noch zu jeder Faschenacht zwar nicht dem „Götz“, sondern einem „Arschblecker“ gedacht. Als nämlich 1382 pfälzische Truppen die Stadt belagerten und die Bevölkerung aushungern wollten, da entschlossen sich die Buchener, einem Manne alles Essen zu geben. Und der, als er den Buchenern wohlgenährt erschien, kletterte auf die Stadtmauer und streckte sein blankes, dickes Hinterteil dem Feind entgegen. Als die den nackten A… sahen, meinten sie, diese Stadt könnten sie nie und nimmer aushungern (der Hintern war einfach zu fett!) - und so zogen sie von dannen.

Das nackte Hinterteil zierte danach in Stein gehauen die Stadtmauer von Buchen (heute im Museum). Und nicht nur hier. Auf vielen Burgen und Schlössern findet man einen nackten Hintern, natürlich auch in Stein gehauen. So wollte man böse Mächte und Geister abwehren. Und damit ist der Arschblecker sogar zu einem Neidkopf geworden – berufen, Unheil abzuwenden.

Und die Buchener ehren ihren Blecker, indem sie jedes Jahr eine Nachbildung auf dem Wagen durch ihre Stadt fahren. Und die Leut steigen auf den Wagen und küssen dem Blecker das blanke Hinterteil.

Neben diesem Arschblecker spielt der „Huddelbätz“, der Fleckenmann, eine große Rolle in der Buchener Faschenacht. „Huddeln“ sind bunte Stoffflicken, Stoffflecken. Mit einem Spitzhut, einem weißen Kragen und Handschuhen sowie einem Rutenbesen ausgestattet, hüpft der Huddelbätz. Und da einige Hunderte Huddelbätze mit den vielen Glöckchen an ihrem Kostüm hüpfen, machen sie schon gewaltigen Lärm. Und dieser Lärm soll die bösen Geister vertreiben.

 

Zum Abschluss noch einige Hinweise, die Sie zur Fasnacht unbedingt beachten sollten:

- Als gute Hausfrau backen Sie einen großen Berg Kräppel, die vom Morgen bis zum Abend gegessen werden.

- Mittags gibt es Bohnensuppe mit Blutwurst und abends Sauerkraut mit Schweinefleisch.

- Vor dem Essen werden die Fenster geöffnet, damit die Engel sich sattessen können. (Die Geizigen dürfen auch die Essenreste mit dem Tischtuch abdecken und über Nacht stehen lassen. Die Engel verstehen das schon!)

- Würste und Schinken werden in die Rauchkammer gehängt, damit sie faseln.

 

Und das nun ist äußerst wichtig und muss unbedingt eingehalten werden:

- Kein Brot backen! Sonst wird im kommenden Jahr ein Toter im Backtrog liegen!

- Nicht flicken! Sonst legen die Hühner schlecht!

- Nicht waschen! Sonst gibt es Flöhe im Haus!

- Frauen gehen nicht einkaufen!  Sonst müssen sie Schulden machen!

- Männer gehen nicht in den Wald! Sonst haben die Hexen und Teufel Gewalt über sie!

 

Ob da der Teufel „Alkohol“ gemeint war?! Aber ernsthaft, halten Sie diese Regeln ein, so wird es ein gutes Jahr werden. Und das wünsche ich Ihnen natürlich auch – von ganzem Herzen und auf Odenwälderisch: „Fröhlich Fasnacht unn e gudes Besäufnis!“

 

Anm.: Brauchtum zur Fastnacht gefunden:

-          Mörlenbacher Heimatbuch

-          Brauchtum im Odenwald (Internet)

Das März-Kalenderblatt beschäftigt sich  mit den Bauern und dem Lärmen! 

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