In der Regel haben Wälder keine berühmte Geschichte. Aber Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. So ist es mit dem Lorscher Wald. Er ist ein Föhren- (Kiefern-) Wald auf sandigem Boden (ca. 2500 ha). Einst war er das Kernstück des Reichsforstes (Bannforst) Forehahi und dieser umfasste ein Gebiet von 650 qkm.
Viel Geschichtsträchtiges zum Lorscher Wald fand ich auf einer (ehemaligen) Internetseite des Forstamtes Lorsch.
Z. B.: „Im Jahre 1002 hat Kaiser Heinrich II. den Reichsforst Forehahi dem Bischof und der Kirche von Worms geschenkt. Unter einem Forst verstand man ursprünglich herrenloses Land, das der König durch seinen Bann zu Sondereigentum erklärte. Als im 10. Jh. das Jagdrecht als Nutzung dieser Gebiete in den Vordergrund trat, wurde Forst gleichbedeutend mit Wildbann, d.h., dem Verbot der Jagd für andere. Wohl im 12. Jh. dürfte der Wildbann Forehahi, der einen ansehnlichen Teil des Oberrheingaues bildete, - seine Grenzen verliefen etwa vom Rhein bei Erfelden nach Bessungen, die Bergstraße entlang bis Schriesheim, von da in den Neckar und Rhein wieder bis Erfelden - an die Abtei Lorsch gekommen sein, die in dem genannten Bereich bereits weithin grundherrlichen Besitz hatte …“
Einige Fakten zum Lorscher Wald (entn. Tafel Heimatkundlicher Lehrpfad Lorsch):
- 770 Schenkung des Waldreviers durch Graf Cancor und seiner Gattin Angila an
das Kloster Lorsch
- 1002 Erklärung der Waldungen zum königlichen Bannforst Forehahi durch
König Heinrich II.
- 1165 Erstes bekanntgewordenes Rodungsverbot im süddeutschen Raum durch
das Kloster Lorsch
- 1803 Die bereits seit mehreren Jahrhunderten bestehende Verwaltung für den
Lorscher Wald wird zur großherzoglich-hessischen Oberförsterei Lorsch.
- 1841 Erlegung des letzten Wolfes
In diesem Forst jagten im Laufe der 1000 Jahre Kaiser, Könige, Fürsten, Bischöfe und Grafen und natürlich viele Wilddiebe. Die Letzteren aber jagten oftmals nur, um zu überleben. Wenn Sie zum „Hausenstein“ wandern, sehen Sie den Gedenkstein für einen getöteten Oberforstmeister. (Siehe auch Ausflugsziele – hier!)
Meine Wanderkarte „Südliches Ried“ berichtet auf der Rückseite interessante Einzelheiten zur Wilddieberei und ihren Folgen für die gefassten Sünder: „Aufgabe des Wildhübers war die Beaufsichtigung seines Reviers. Wer den Wildbann verletzte, wilderte, beim Holzdiebstahl auf frischer Tat ertappt wurde oder sein Vieh unerlaubt im Wald weiden ließ, wurde hart bestraft. Hatte z. B. jemand einen Hirsch erlegt, so musste er 3 Gulden Strafe zahlen und einen ausgewachsenen Ochsen abliefern. Konnte er diese Strafe nicht begleichen, so wurde ihm die rechte Hand abgehackt. Wurde er erneut ertappt ,so riskierte der Dieb die Todesstrafe. Einem Holzdieb wurden die Daumen abgehackt und wer sein Vieh in den Bannwald trieb, riskierte den Verlust der ganzen Herde.“
Heute ist der Lorscher Wald ein Gebiet, das die Wanderer und Radfahrer für sich entdeckt haben. Diesem Wald, indem die Kiefer einen angestammten Platz hat, droht ein Feind: die Mistel. Drei Arten der Mistel unterscheidet der Forstmann: die Laubholz-Mistel, die Tannen-Mistel und die Kiefern-Mistel.
Die letztere Art hat sich in den vergangenen Jahren massenhaft im Lorscher Forst vermehrt. Vor zwei Jahren wurden viele befallene– auch noch junge – Kiefern gefällt, um so dem Schmarotzer „Mistel“ den Wirtsbaum zu nehmen.
Interessantes zum Seehof:
In der Nähe des Naturparkplatzes „Sachsenbuckel“ südlich von Lorsch wurde eine Hinweistafel des Geo-Parkes aufgestellt, auf der Interessantes zur Geschichte dieses Teils des Lorscher Waldes aufgeführt wird. Hier heißt es: „Südlich von Lorsch, beim sogenannten „Sachsenbuckel“, lag wahrscheinlich schon seit dem 12. Jahrhundert die Wildhube Kessenau. Es war eine Einzelhofsiedlung bestehend aus Haus, Hof und unmittelbar anschließendem Ackerland.“
Diese Wildhube war ein Bauerngut mit 30 Morgen, welches aus Land bestand, das zuvor gerodet wurde. (Urkundlich erwähnt anno 1423)
In der Folge der Jahre entstand der „Seehof“ – ein Wirtschaftshof des mächtigen Lorscher Kloster.
Geo-Park-Tafel: „Im Jahre 1648 wird die Gemarkung Seehof wie folgt beschrieben: ‚Die Gemarkung besteht aus 1200 Morgen und das Fischwasser Lorscher See zieht neben dem Lorscher Wald bis an die Virnheimer (sic) Gemarkung.‘“
Zwar hatte 1856 die Gemeinde Seehof über 200 Einwohner, doch die wirtschaftliche schlechte Lage ließ bereits 1853/54 viele Einwohner nach Amerika auswandern. 1867 soll es nur noch 1 Haus und 8 Einwohner gegeben haben.